
Frau König und Herr Pflaume: Das Land der 100 Namen
16. März 2021
Bereits über 50 E-Learning Kurse
29. März 2021Bereits zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes in Finnland wurde ich als ausländische Studentin entlarvt, nicht nur meine fehlenden blonden Haare und blauen Augen […]
Ein Beitrag von Aslihan Özgül, Praktikantin bei ti communication
Bereits zu Beginn meines Auslandsaufenthaltes in Finnland wurde ich als ausländische Studentin entlarvt, nicht nur meine fehlenden blonden Haare und blauen Augen, sondern auch mein Verhalten in der Mensa und Sauna trugen dazu bei.
All you can eat - Mensaedition
Wie allseits bekannt ist, sind deutsche Universitätsmensen der Alptraum eines/einer Jeden*r insbesondere Veganer*in. Ein vorgefertigter Teller mit Hauptgericht und Beilage zum Wegnehmen mit oftmals Schnitzel oder Currywurst mit Pommes für satte fünf Euro ohne Wenn und Aber. Ausgewogen, nachhaltig, preiswert und individuell sieht anders aus. In Finnland hingegen werden die Mensen für Studierende staatlich subventioniert. Man hat verschiedene Buffets mit der Auswahl aus einem Hauptgericht aus Fleisch, Fisch, Vegetarisch/Vegan, unbegrenzten Beilagen, Salat – und Brotbar für nur 2,90 €. Jede*r kann sich somit seinen/ihren Teller individuell zusammenstellen, die Zutaten und Nährwerte kann man per App sogar genau einsehen.
Bei den ersten Mensabesuchen konnte ich gar nicht glauben, dass so etwas möglich ist und habe mir direkt zwei Teller genommen und ausgiebig gefüllt. Es wurde zum Ritual sich mit den anderen internationalen Student*innen den Bauch mit Allem voll zu schlagen und sich Geld für das Abendessen zu sparen. Nach einigen Mensabesuchen wurde ich auf einmal an der Kasse verwarnt. Die Kassiererin wies mich daraufhin für alles nur einen Teller zu benutzen ansonsten müsse ich nächstes Mal den doppelten Preis zahlen. Das erklärte die Blicke der finnischen Studierenden und mein Traum des endlosen finnischen Mensaessens war dahin. Was man aber trotz einem Teller machen kann – das Brot auf das Tablet legen und so Platz für den Rest sparen!
How-to-Sauna im Land der Saunen
Als der erste Fauxpas überstanden war, kam auch schon der nächste auf mich zu. Im Land des Saunierens haben selbst die Studentenwohnheime Saunen, deren Buchung in der Miete inkludiert ist. Nun haben meine Freund*innen und ich öfter die Möglichkeit genutzt nach einem anstrengenden Tag die Seele in der Sauna baumeln zu lassen. Was uns zu diesem Zeitpunkt noch unklar war – in Finnland sauniert man nicht unbekleidet, insbesondere nicht in einer gemischten Sauna. Das erste Mal kam es auf als wir einen Ausflug zu einer öffentlichen Sauna am See tätigten und Badekleidung vorgeschrieben war. Die Finnen*innen schätzen ihre eigene sowie die Privatsphäre anderer sehr und Nacktheit ist ein großer Bestandteil dessen. Deshalb hat mich diese Regelung noch nicht sonderlich verwundert.
Aber dass man generell in Badekleidung sauniert, war den internationalen und vor allem den deutschen Studierenden, inklusive mir, unbekannt. Insbesondere in Deutschland sauniert man meistens ohne Badekleidung. Man wird eher aufgefordert sich aus- als anzuziehen und wird verwarnt sich das nächste Mal an „die Regeln“ zu halten. Als ich nach einem Saunaabend mit Freund*innen meinen finnischen Freund traf und das Thema Sauna aufkam ist die Bombe auch schon geplatzt. Er war verwirrt, gar verstört, dass wir gemeinsam ohne Badekleidung saunieren. Daraufhin hat er sich mit mir hingesetzt und ist die Regeln zum traditionell finnischen Saunieren mit mir einzeln durchgegangen. Deshalb hier ein paar persönliche Tipps für zukünftige Saunabesuche in Finnland:
- In gemischten Saunen immer Badekleidung tragen
- In gleichgeschlechtlichen Saunen kann man im Privaten unbekleidet gehen, aber wer auf der sicheren Seite sein will, dem empfehle ich auch hier Badekleidung
- Keine ätherischen Öle oder Gewürze auf die Saunasteine geben wie es manche Italiener*innen taten, die Finn*innen mögen es einfach
- Abstand bewahren und ruhig sein, Gespräche sollten vermieden werden
*Unser Unternehmen ist weltweit tätig, unsere Praktikant*innen auch. Sie kommen aus verschiedenen Kulturen bzw. leben/lebten in verschiedenen Ländern. In dieser BLOG-Kategorie „Typisch…“ bitten wir sie, Alltagseindrücke aus der Sicht eines/r Ausländer*in zu beschreiben. Die Beiträge sollen bewusst keine kulturwissenschaftliche Aspekte beinhalten, allein die interessanten, oft skurrilen und häufig überraschenden Erfahrungen aus dem Alltag sollen hier berichtet werden. „Typisch Finnisch“ wurde von Aslihan Özgül, aus Deutschland kommend und in Finnland lebend, in 2021 geschrieben.