“Evonik Perspectives” – Interkulturelle Trainings fester Bestandteil – Studenten erhalten Einblicke in die Praxis und werden auf interkulturelle Themen sensibilisiert
25. März 2014“Offenheit für Neues ist der Schlüssel für eine erfolgreiche Integration.” – Ashish Kumar im eMag-Porträt
7. September 2015Polen ist unser Nachbarland. Das verleitet zur Annahme, die geschäftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen laufe ohnehin wie geschmiert.
Polen ist unser Nachbarland. Das verleitet zur Annahme, die geschäftliche Zusammenarbeit zwischen Deutschen und Polen laufe ohnehin wie geschmiert. Das tut sie im Prinzip auch: wie die Wirtschaftszahlen der letzten Jahre zeigen, laufen die deutsch-polnischen Geschäfte gut. Die Kooperation beider Länder wird immer enger. Jedoch gibt es ein paar Dinge, die von Anfang an Berücksichtigung finden sollten.
In einer „guten Geschäftsbeziehung" unterstreichen die Deutschen das Wort „Geschäft“ und die Polen legen auf das Wort „Beziehung“ mindestens genauso viel Wert. Will heißen, dass eine polnisch-deutsche Kooperation, die vornehmlich auf Distanz gepflegt wird, aus polnischer Sicht nicht wirklich gut funktionieren kann. Denn für die Polen ist es wichtig, hinter der Funktion im Unternehmen die private Person kennenzulernen. Eine gute persönliche Beziehung und darauf aufbauendes Vertrauen sind die Grundpfeiler einer guten Zusammenarbeit. Eine gute Beziehung macht das Arbeiten nicht nur sehr viel angenehmer, die dafür aufgewendete Zeit ist zugleich als Investment zu sehen.
Interkulturelle Sensibilisierung und Stärkung des Zusammenhalts
Bei der Firma Europoles trägt man dieser Situation mit einem eigens entwickelten Konzept Rechnung, das erstmals im Bereich Beleuchtung sehr erfolgreich zum Tragen kam. Ziel war die interkulturelle Sensibilisierung, die Stärkung der Zusammenarbeit einschließlich der verbesserten Abstimmung und Koordination zwischen den Mitarbeiter*innen der Werke Konin (PL) und Neumarkt/Oberpfalz (D). Konzipiert, organisiert und moderiert wurde das Teambuilding von den ti communication Senior Experts für Polen Andrea Mewaldt und Katarzyna Anna Hübner in Zusammenarbeit mit Piotr Popiel.
Für die kulturelle Sensibilisierung wurde im ersten Schritt in getrennten deutschen und polnischen Gruppen in beiden Werken ein klassisches Training durchgeführt. In einer intensiven Auswertung wurden anschließend die gut laufenden sowie die als schwierig empfundenen Arbeitssituationen aus polnischer und deutscher Sicht beschrieben. Ein Fazit lautete: Die Mitarbeiter*innen sollen sich in einem gemeinsamen zweitätigen Workshop besser kennenlernen und die funktionalen Zuordnungen besser verstehen. Im Workshop soll dabei das gemeinsame Erlebnis im Mittelpunkt stehen und gemeinsame Klärungsprozesse auf Team- und Arbeitsebene ermöglichen.
Als Ort für das deutsch-polnische Teambuilding wurde die Europa- und Brückenstadt Görlitz/Zgorzelec ausgewählt. Der Workshop fand an verschieden Orten auf beiden Seiten der Oder statt. Das positive Ambiente der Stadt, in der die deutsch-polnische Grenze kaum noch eine Bedeutung hat, trug an sich schon zum Gelingen der Veranstaltung bei.
Team-Schnitzeljagd fordert alle
In einer Photo-Schnitzeljagd mit vielfältigen Aufgaben wurde die Altstadt von gemischten deutsch-polnischen Teams gemeinsam erkundet und sie gingen so manch kniffligen Frage auf den Grund: „Warum gehen die Uhren in Görlitz besonders genau?“ (Antwort: Görlitz liegt auf dem 15. Meridian, der maßgebend für die mitteleuropäische Zeit (MEZ) ist.) oder „Was sind die Görlitzer Geister?“ (Antwort: Der bekannteste Görlitzer Geist ist die pilgernde Agnete Finger(in). Sie war Begründerin der „Frommen Stiftung von Brot und Salz“ und zusammen mit ihrem Ehemann Georg Emmerich baute Sie das Görlitzer Hl. Grab. Sie geistert, weil sich Verwandte nach ihren Tod ums Erbe stritten. Außerdem sind die Görlitzer Geister beliebte Obstschnäpse.) Sprachgrenzen wurden mit mehr oder weniger guten Fremdsprachenkenntnissen, aber auch mit Händen und Füßen überwunden. Und alle Gruppen kamen etwas erschöpft, aber glücklich mit vielen gemeinsamen Eindrücken zurück. Gefeiert wurden die Sieger der Schnitzeljagd und alle Beteiligten am Abend bei einem mittelalterlichen Rittermahl in den Gewölben der sogenannten „Tonne“.
Gemeinsames Arbeiten im World-Café und mit DUNDU
Zuvor aber wurde am Nachmittag „erstmal richtig gearbeitet“. Mit Hilfe der Konferenzmethode World Café wurden Themen der vorangegangenen Trainingsauswertung, die einer Lösung bedurften, in Diskussionsrunden aufgegriffen, gemeinsam mit den deutschen und polnischen Kolleg*innen vertieft und am zweiten Tag des Workshops mit einer Maßnahmenplanung abgeschlossen. Es war wirklich erstaunlich, wie bereits nach der Schnitzeljagd das Vertrauen zu einem offenen, ehrlichen Wort gewachsen war und wie nach dem sangesfreudigen Abend „in der Tonne" die konstruktive und gemeinsamen Lösungssuche bei allen Teilnehmer*innen zur Selbstverständlichkeit wurde.
Am zweiten Tag des Workshops gab es weitere Highlights. Zunächst DUNDU, eine Stabpuppe, die sich natürlich bewegt und menschlich anmutet, wenn sie im Team von fünf Personen zum Leben erweckt wird. In einem Hindernis-Parcours, den es mit DUNDU zu überwinden galt, wurden Themen wie Teamarbeit, Koordination und Führung praktisch erlebt und anschließend ausgewertet. Hierbei wurde deutlich, dass gemischte deutsch-polnische Teams am besten mit den unterschiedlichen Herausforderungen zu Recht kamen. Den Abschluss bildete nochmals ein besonderer Gruppenevent. Passend zur zeitgleichen WM 2014 fiel die Wahl auf einen Lebendkicker. Die Anstrengung, den Ball unter erschwerten Bedingungen ins Eckige zu bekommen, war allen ins Gesicht geschrieben. Aber keiner wird die zwei intensiven Tage in Görlitz/Zgorzelec vergessen.
Die Steifheit, die noch beim ersten gemeinsamen Abendessen am Anreisetag vorgeherrscht hatte, war wie weggeblasen. Alle Teilnehmer*innen waren mit dem Workshop höchst zufrieden und werden ihre gute Zusammenarbeit weiter ausbauen. Für die Umsetzung der gemeinsam erarbeiteten Maßnahmen wurde ein geeigneter Rahmen geschaffen, der u. a. ein Jobshadowing auf Zeit am jeweils anderen Standort vorsieht. Diese Idee reifte ebenfalls im Workshop.