Ein Best Practice für interkulturelle Kompetenz: Deutschland, Österreich und die Schweiz – so nah und doch so fern!
27. Januar 2016“Building Bridges” – Intercultural Sensitivity Workshop & WorldCafé bei der Robert Bosch GmbH
9. August 2017In der eMag-Serie „Kulturen, Kommunikation und Klischees“ interviewte das Infineon Mitarbeitermagazin unsere interkulturellen Trainern*innen, um zu erfahren, wie sie die Teilnehmer*innen ihrer Trainings auf das Leben in anderen Kulturen vorbereiten.
In der eMag-Serie „Kulturen, Kommunikation und Klischees“ interviewte das Infineon Mitarbeitermagazin unsere interkulturellen Trainern*innen, um zu erfahren, wie sie die Teilnehmer*innen ihrer Trainings auf das Leben in anderen Kulturen vorbereiten.
Dabei geht es auch um Länderklischees und Fettnäpfchen. Im Gespräch mit eMag spricht die Trainerin Barbara Geldermann über ihre langjährige Erfahrung mit der asiatischen Kultur und zeigt, dass es kein Allgemeinrezept für den Umgang mit Personen anderer Kulturkreise gibt. Ihr Spezialgebiet: Der ostasiatische und südostasiatische Kulturkreis – Greater China, Japan, Korea, Vietnam, Malaysia und Singapur.
Barbara Geldermann: Die Gemeinsamkeiten und Unterschiede verschiedener Kulturen praxisnah und lösungsorientiert zu vermitteln sowie Neugierde auf das Andere zu wecken.
Barbara Geldermann: Kulturen bestehen aus Menschen, nicht aus Regierungen und Unternehmen. Für ein erfolgreiches Miteinander ist es wichtig, anderen Menschen offen und empathisch zu begegnen. Das funktioniert nicht mit „den Japanern“, „den Malaysiern“ oder „den Chinesen“, sondern nur, wenn wir einzelnen Menschen begegnen. Eine Kultur besteht aus vielen Gesichtern und Geschichten. Wie fühlt es sich an, in die Schuhe von Herrn Sumamoto oder Frau Wang zu schlüpfen?
eMag: Was hat Sie dazu bewegt, interkulturelle Trainings anzubieten?
Barbara Geldermann: Kultur erleben heißt für mich bis heute essen, trinken, lachen, Menschen und ihre Geschichten kennen lernen. Seit meiner ersten Reise 1990 in die Volksrepublik China sammelte ich in den folgenden Jahren nicht nur viele Reisekilometer, sondern auch intensive Erfahrungen in ostasiatischen Ländern, wie Japan, Korea, Vietnam, Malaysia und Singapur. Nach Tätigkeiten in Wissenschaft und Wirtschaft habe ich diese Erfahrungen schließlich zum Beruf gemacht.
eMag: Wie beschreiben Sie die Stimmung bei Ihren Trainings?
Barbara Geldermann: Entspannt und anregend. Jedes Mal lerne ich etwas Neues dazu und baue es in meine weiteren Trainings ein. Ein gutes Training ist, wenn die Zeit wie im Flug vergeht.
eMag: Hat sich im Laufe der Jahre etwas an Ihren Trainings grundlegend verändert?
Barbara Geldermann: In den ersten Jahren waren vor allem Ländervorbereitungstrainings gefragt: Wie halte ich die Stäbchen? Muss ich mich bei der Begrüßung in Japan verbeugen? Warum darf ich thailändischen Kindern nicht den Kopf streicheln? Mittlerweile geht es aber immer mehr in die Richtung Interkulturelles Management: Wie führe ich interkulturelle virtuelle Teams? Gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, um Probleme zu lösen, die kulturell bedingt sind? Wie sieht interkulturelles Konfliktmanagement aus?
eMag: Nehmen wir an, die Reise in den fremden Kulturraum beginnt schon in kurzer Zeit. Welche Last-Minute-Tipps geben Sie den Teilnehmern Ihrer Trainings mit?
Barbara Geldermann: Erst einmal zurückhaltend sein, beobachten und dann entsprechend reagieren. Es hilft nicht, wenn Sie sogenannte „Dos and Dont‘s“ vorher einstudieren und Sie dann genau auf den Chinesen treffen, der gar nicht Ihren Erwartungen entspricht.
eMag: Und wenn ich bereits mit Kollegen aus anderen Ländern zusammenarbeite – kann ich dann noch etwas von Ihnen lernen?
Barbara Geldermann: Ich hoffe schon! Auch ich lerne täglich dazu. Sie können schon sehr lange mit Kollegen aus anderen Ländern zusammenarbeiten, haben aber einen ganz anderen Fokus oder Blickwinkel als ich. Oft kommt es zu sehr konkreten Fragestellungen, die sich erst nach einigen Erfahrungen vor Ort stellen. Warum reagiert zum Beispiel der Kollege aus Singapur nicht auf eine E-Mail, in der um wichtige Unterlagen gebeten wurde? Am Telefon bestätigt er, dass er die E-Mail erhalten hat und verspricht die Unterlagen umgehend zu senden. Die angeforderten Unterlagen sind nach Wochen immer noch nicht da. Woran liegt das?
eMag: Haben Sie abschließend noch einen Tipp für uns und unsere Kollegen?
Barbara Geldermann: „Alle Klugheit und Weisheit sind umsonst, wenn man die Lage nicht zu nutzen weiß, gleichwohl Pflug und Hacke nichts ausrichten, wenn man die rechte Zeit nicht trifft.“ (Mencius um 372-289 v.u.Z.)
eMag: Vielen Dank für das Gespräch, Frau Geldermann.
Dr. Barbara Geldermann, geboren in Aachen, lebt seit 20 Jahren in Berlin und studierte Sinologie, Orientalische Kunstgeschichte und Vergleichende Religionswissenschaft in Bonn, Taipei und Potsdam. Sie ist zertifizierte Außenwirtschaftsberaterin des Bundesverbandes für Außenwirtschaft BWA für die Region „Greater China“ und „Südostasien“ mit dem thematischen Schwerpunkt „Interkulturelles Management“. Ihr Leistungsspektrum umfasst Beratung, Training, Moderation und Recherche. Sie berät internationale Kunden aus verschiedenen Branchen, wie zum Beispiel Banken, Halbleiterindustrie, Chemie- und Maschinenbau sowie Ministerien und Wissenschaft. Daneben ist sie als Lehrbeauftragte an der Hochschule für Technik und Wirtschaft Berlin tätig. Seit 2006 bietet sie interkulturelle Trainings an.
Die Autorin Valerie Woop schreibt für das Mitarbeitermagazin von Infineon Technologies AG.